Teil 1 Ü50 – Die beste Entscheidung des Lebens: Feuer und Flamme für den Wald

VON Mireille Guggenbühler

Verschiedene Studien haben in den vergangenen Jahren ergeben, dass rund 30 Prozent der Lehrerinnen und Erzieher in Deutschland unter einem Burn-Out oder Erschöpfung leiden. In der Schweiz sieht die Situation nicht viel anders aus: Auch hier haben diverse Studien in den letzten Jahren gezeigt, dass 30 bis 40 Prozent der Lehrkräfte bereits ausgebrannt beziehungsweise gefährdet sind, ein Burn-out zu erleiden.

Doch es gibt auch Pädagoginnen und Pädagogen, die nicht ausbrennen – selbst im fortgeschrittenen Arbeitsalter nicht. Im Gegenteil: Es sind Pädagoginnen und Pädagogen, die ihrem Beruf selbst kurz vor der Rente noch mit einer Leidenschaft nachgehen, die beeindruckend ist. Es sind Pädagogen und Pädagoginnen, die sich entschieden haben, im Wald zu arbeiten und ihren Berufsalltag mit den Kindern draussen zu verbringen. Das hat dazu geführt, dass ihre Berufszufriedenheit im Alter nicht nur gestiegen, sondern maximal ist.

Nature Flow hat mit fünf Erzieherinnen und Erziehern gesprochen, die sich einig sind: Als Pädagoge oder Pädagogin im Wald zu arbeiten, sei die beste Entscheidung in ihrem Leben gewesen. Die Fünf fühlen sich gesünder und zufriedener als je zuvor.  Und: Alle fünf können sich nicht vorstellen, wieder irgendwo in einem Haus mit Kindern zu arbeiten. Die fünf Waldpädagoinnen und Waldpädagogen machen angehenden Erziehern und Pädagoginnen Mut, die Natur und den Wald als ideales Arbeits- und Erziehungsumfeld, als wunderbaren Lebensraum für und mit Kindern zu entdecken.

Michaela Jordan, 53 Jahre, Cutterin, Bildkünstlerin, angehende Erzieherin, Waldkita Berlin, Deutschland

„Für mich war von Anfang an klar, dass ich nicht in eine Hauskita will. Ich wollte nicht in irgendwelchen Räumen festsitzen, in welchen sich die Energien nicht ausbreiten können.“

Michaela Jordan

Ich habe 25 Jahre lang Filme geschnitten und habe in meinen projektfreien Zeiten immer mit Kindern gearbeitet. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen. Ich habe mich entschieden, mein Hobby zum Beruf zu machen und habe die Ausbildung als Erzieherin in Angriff genommen. Nun habe ich nächste Woche meine letzte Prüfung. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nicht in eine Hauskita will. Ich wollte nicht in irgendwelchen Räumen festsitzen, in welchen sich die Energien nicht ausbreiten können. Seit ich im Wald arbeite, sind alle meine Zipperlein weg, die ich im Verlauf der Zeit und vom Sitzen vor dem Computer entwickelt hatte. Es ist einfach grossartig, bei jedem Wetter draussen zu sein, auch in meinem Alter. Zipperlein bekommt man, wenn man sich falsch ernährt, falsch kleidet, sich nicht gut fühlt aber nicht, wenn das Wetter schlecht ist. Meine Gesundheit ist besser als vorher. Inzwischen weiss man ja auch, dass das Waldbaden sehr wichtig ist für die Psyche und den Körper.

Michaela Jordan, 53 Jahre, Cutterin, Bildkünstlerin, angehende Erzieherin, Waldkita Berlin, Deutschland

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„Mein Berufswechsel hat bei einigen Menschen, die mir nahe stehen, auch Nachdenken ausgelöst, ob bei ihnen nicht vielleicht auch noch ein Berufswechsel ansteht.“

Michaela Jordan

In meinem Umfeld fragten mich anfänglich viele, warum ich mit 50 Jahren noch die Erzieherinnenausbildung machen und dann gleich noch in den Wald gehen würde? Mittlerweile kriege ich aber zu hören, sie hätten mich noch sie so glücklich erlebt. Und es ist tatsächlich so: Ich bin glücklich. Natürlich bin ich abends völlig fertig, aber das sind meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen auch. Mein Berufswechsel hat bei einigen Menschen, die mir nahe stehen, auch Nachdenken ausgelöst, ob bei ihnen nicht vielleicht auch noch ein Berufswechsel ansteht. Viele denken allerdings schon an die Rente und die damit verbundenen Freiheiten. Sie freuen sich zum Beispiel aufs Wandern. Ich selber bin allerdings so weit weg von diesen Gedanken. Mein Endziel ist es, irgendeinmal eine eigene Waldkita zu eröffnen. Man kann auch mit über 50 Jahren noch viele Pläne haben, zudem kann man in diesem Bereich ja auch über die Rente hinaus arbeiten.

Man kann auch mit über 50 Jahren noch viele Pläne haben, zudem kann man in diesem Bereich ja auch über die Rente hinaus arbeiten.

Michaela Jordan

Ich habe das Gefühl, ich habe ein etwas anderes Verhältnis zu den Kindern als meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Die Kinder sehen mich eher als Oma und gehen etwas anders um mit mir als mit meinen 15 Jahre jüngeren Kolleginnen und Kollegen, sie erzählen mir andere Sachen. Das ist der einzige Unterschied, den ich in Bezug auf mein Alter feststelle. Niemand würde sagen, ich solle aufgrund meines Alters den Bollerwagen nicht ziehen.

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In Videos schildern Petra Jäger, Waldkindergarten Flensburg
und Nadja Hillgruber, digitales Fachblatt Nature Flow/ Feuervogel
ihre praktischen Erfahrungen.

Ganz am Anfang meiner Ausbildung gabs viel Sturm in Berlin und da durften wir nicht in den Wald und mussten auf die Spielplätze ausweichen. Den Kindern war unglaublich schnell langweilig, auch wenn die Spielplätze in Berlin sehr toll sind. Im Wald habe ich tatsächlich noch nie ein Kind erlebt, dem langweilig war. Man ist Impulsgeberin im Wald, in den Räumen ist das nicht so. Ich denke, diese Umstände führen dazu, dass man im Wald als Erzieherin nicht ausbrennt. In Berlin gibt es Kitas mit 300 Kindern, die sich auf kleinster Fläche aufhalten müssen und nur einen winzigen Aussenbereich zur Verfügung haben. Auf diese passt meistens nicht mal eine Gruppe darauf. Was solche Umstände mit den Kindern und der Gesellschaft machen, das ist unfassbar. Diese Kinder sind ja ab einem Jahr dort und es ist immer eng, eng, eng und braucht Regeln, Regeln und nochmals Regeln. In einem solchen Umfeld brennt man als Erzieherin oder Erzieher früher oder später einfach aus. Naturpädagogik ist für mich eine natürliche Art des Seins. Ich kann das jedem nur empfehlen.

Man ist Impulsgeberin im Wald, in den Räumen ist das nicht so. Ich denke, diese Umstände führen dazu, dass man im Wald als Erzieherin nicht ausbrennt.

Michaela Jordan

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Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber

Redaktionelle Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber

Bildnachweis: © Michaela Jordan und Nature Flow – Natürlich neugierig!

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