Eine Schule, die begeistert, lebendig und zukunftsweisend ist!


Die eigene Schule zu gründen, dafür braucht es ambitionierten Pioniergeist und eine grosse Portion Mut
Weisst du noch wie dein 1. Schultag war? Mein erster Schultag war im Sommer 1975, mein Schulranzen hatte die Farben Rot und Blau. Die Schultüte war recht gross, mit Stoff bezogen und mit feinen Süssigkeiten gefüllt. Wir waren 32 Erstklässler und ich bin mit meiner Sandkastenfreundin in die Schule gekommen. In der Erinnerung war das Klassenzimmer im Erdgeschoss und hatte sehr grosse Fenster.
Am Ende der 1. Klasse waren wir noch 28 Schüler, 5 Schüler durften nach einer Probezeit wieder nach Hause gehen, sie waren noch nicht schulreif. Lang, lang ist es her und es war ein sehr aufregender Tag.
Am 16. August startete der 1. Schultag der Montessori Schule «Bildung mit Weitblick» in Kreuzlingen. Es war ein genauso aufregender Tag für die Schüler und gleichfalls für die Eltern. Mit dem Unterschied, dass sie die Schule selbst gründeten. In einem Artikel vom Tagesanzeiger von 2017 besuchen etwa 5 Prozent der Schweizer Schüler eine Privatschule, allein im Kanton Zürich gibt es 165 davon. Viele Eltern finden, dass ihre Kinder im Schulsystem zu viel Druck ausgesetzt sind und dass das Lernprogramm keine Rücksicht auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten nimmt.
Wann hast du deine neugierige Entdeckerfreude verloren? Erinnerst du dich noch daran? War es in der Schule? Meine ersten sechs Lebensjahre vor dem Schuleintritt waren geprägt von altersdurchmischtem freiem Spiel rund um die Häuser, so ist meine Erinnerung. Mit Beginn der Schulzeit und als die erste Aufregung vom Schulanfang nachliess, kehrte im Laufe der Grundschule der Frust ein. Ich erinnere mich noch an mein Schreibheft und ein Diktat mit katastrophal vielen Fehler und einer absolut kreativen Schreibweise von dem Wort «die Stirn». Der Schulalltag beinhaltete lernen, stillsitzen, aufstrecken, schreiben und rechnen mit Frontalunterricht und liess kaum bis wenig Raum für Individualität. Dass die ganze Grundschule hindurch und später am Gymnasium. Erst später hat Lernen wieder Spass gemacht und es ging leichter von der Hand, da war ich jedoch schon 19 Jahre alt. Ein Gefühl nicht da abgeholt, wo wir uns befunden haben, vor allem in der Pubertät.
Der Stundenplan der Montessori Schule sieht da ganz anders als in einer Regelschule aus und macht einen abwechslungsreichen und kindgerechten Eindruck. Jeden Morgen gibt es bis zur grossen Pause Freiarbeit und anschliessend folgt die kreative Zeit, der Klassenrat oder die Gartenzeit. Einmal die Woche gehen die Schüler mit der Feuervogel-Naturpädagogin in den Waldnachmittag und kochen das Essen über dem offenen Feuer und geniessen das Freie Spiel in der Natur durch alle Jahreszeiten hindurch.
Schreiben wird mit Sand, Knete und Rasierschaum und auf der Tafel und dem Papier gelernt. Die Äpfel im Garten werden geerntet und zu Apfelmus, Apfelringe und Apfelsaft weiter verarbeitet. Kreativ wird mit Karton gebaut und mit Zahnstocher Boote gebaut.
Was kann man alles mit Lehm machen? Den Waldnachmittag erleben die Kinder nach den Grundlagen der Naturpädagogik. Seit dem Sommer bis in den Herbst war das Motto „Lehm aus dem Bachbett“. Zuerst knietief die Berührung mit dem Lehm am Bach, die Stiefel blieben stecken und der breiige Lehm ging durch den Stoff und Nähte der Kleidung durch. Durch Kneten, Formen, Matschen, Krümeln, Eintauchen, Glitschen und Schmatzen lernt das Kind begreifen. Mal fühlt es sich nass, feucht, kühl, hart, breiig oder eklig an. Das Formen ist ein emotionaler und schöpferischer Akt, das zum Leben erwacht, wenn Landschaften oder Figuren entstehen. Erde wird durch Kinderhände zum Leben erweckt. Spielerisch formen die Kinder ihr Denken und bewegen ihre Fantasie. Das Spielen und Formen mit Erde, Lehm und Matsch, ist wie ein Malen von dreidimensionalen Bildern. Erde ist nicht gleich Erde. Es ist ein ganz konkretes «In-die-Hand-nehmen» und Bearbeiten eines Naturproduktes, das eine direkte Kontaktaufnahme mit ihrer äusseren und inneren Welt darstellt. An den Nachmittagen wurde auch Teamgeist gepflegt, in dem sich die Kinder gegenseitig wieder aus dem lehm zogen oder frei schaufelten und mit Haut und Haar lehmverkrustet nach Hause kamen. An den folgenden Nachmittagen sammelten sie den Lehm in Eimern und transportierten ihm im Bachbett. Mit der Zeit entdeckten die Kinder die Formbarkeit des Lehms und es entstanden fantasievollen eigene Lehmschnecken bis zu ganze Familien. Naturpädagogisch wurde das Thema Lehm jedes Mal mehr vertieft. Mit selbst gemachter Lehmfarben wurde die Brücke und die Bäume am Bach angestrichen und kreative Pinselstriche füllten das zwischen den Bäumen aufgehängten Leintuch. Das Lernen ist ein ganzheitliches Eintauchen mit allen Sinnen und bereitet auf das Leben vor.




Der Stundenplan der Montessori Schule sieht da ganz anders als in einer Regelschule aus und macht einen abwechslungsreichen und kindgerechten Eindruck. Jeden Morgen gibt es bis zur grossen Pause Freiarbeit und anschliessend folgt die kreative Zeit, der Klassenrat oder die Gartenzeit. Einmal die Woche gehen die Schüler mit der Feuervogel-Naturpädagogin in den Waldnachmittag und kochen das Essen über dem offenen Feuer und geniessen das Freie Spiel in der Natur durch alle Jahreszeiten hindurch.



In dieser Schule wird niemand als dumm und faul abgestempelt und es gibt auch keine schlechten Noten. Die Schule in Kreuzlingen bietet den Kindern:
- ganzheitliches und kindgerechtes Lernen
- eine individuelle Betreuung und Vorbereitung auf die sich wandelnde Welt
- eine druckarme, weltoffene und lebensnahe Lernumgebung
- Basierend auf der Montessori Pädagogik ergänzt durch weitere reformpädagogische Ansätze

Ein zukunftssicheres Schulsystem ist ein Schulsystem mit mehr Empathie und Kongruenz. Pädagogen/Lehrkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten wollen, sie fördern wollen und eben nicht zurechtschneiden oder ihre Flügel stutzen. Die Lehrer begegnen ihren Schüler auf Augenhöhe und zeigen Verständnis.
Zu den 10 wichtigsten Zukunftskompetenzen, laut WEF, Future of Jobs Report, gehören, mit Logik und Verstand Probleme zu lösen und kritisch zu Denken und vor allem zu Hinterfragen. Sich selbst zu kennen mit sich und seiner wahren Kraft verbunden sein. Besonders wird es in Zukunft heissen, stark bleiben, angesichts schwieriger Situation und Resilienz zeigen im Umgang mit Ablehnung und Misserfolgen und schwierigen Emotionen. Mit anderen zusammenzuarbeiten können. Gerade hier wird sich zeigen, wer die Fähigkeit haben wird, sich mit anderen zu verbinden und Beziehungen aufzubauen. Sie haben sie Chance neue Wege zu finden, in dem sie innovativ und kreativ denken. Der liebevolle Umgang mit sich selbst in Verantwortung zu seinem Körper und im Mitgefühl mit seinen Mitmenschen und dem Erhalt unseres Planeten Erde, werden grosse Herausforderungen der Zukunft sein.

Zum Gelingen der Ziele für die Schule und der Kompetenzen für die Schüler, tragen engagierte Eltern, eine verantwortungsbewusste und kompetente Trägerschaft und ein beherztes Team mit Nurcan Savi, Katrin Saffrin, Fabienne Wälle und Nadja Hillgruber dazu bei, damit die Wege sich zukunftsweisend entwickeln.

Das digitale Fachblatt “Nature Flow” bietet konkrete Themen nach den Grundlagen der Naturpädagogik und erdgerechte
Ob als Waldspielgruppenleiterin, Waldkindergärtnerin, Lehrperson, Pädagogen und Erwachsenenbildner oder Draussen Familien, alle finden nahrhaftes Wissen bei uns.
Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
Redaktionelle Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber
Bildnachweis: © Genossenschaft Feuervogel für Naturpädagogik
Das digitale Fachblatt “Nature Flow” ist in seinem 12. Erscheinungsjahr unter dem Dach der Feuervogel Genossenschaft für Naturpädagogik in der Schweiz