Schmetterlinge sind beliebte Tiere und sorgen für freudige Begegnungen. Für die Waldspielgruppe bis hin zur Oberstufe bieten sie eine Fülle von Möglichkeiten sie kennen zu lernen. Sie hautnah zu erleben, über ihre Vielfalt und Lebensweise zu staunen und auch die wundersame Welt der Raupen und Puppen kennen zu lernen schafft Begeisterung. Auf geht’s in die Welt der Schmetterlinge!
Den meisten Menschen hüpft das Herz, wenn sie den ersten Zitronenfalter durch den Garten oder über den Waldweg gaukeln sehen, und eine bunte Wiese mit Schmetterlingen ist für viele der Inbegriff von Sommer. Nicht nur den jungen Rodolfo im Märchen „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ (siehe Naturpädagogischer Impuls) fasziniert dieses Wesen, auch ich staune über die unglaubliche Ästhetik der bunten, leichten Geschöpfe, über das Wunder der Metamorphose und über ihre Vielfalt – im Aussehen und auch in ihren verschiedenen Lebensweisen.
Weltweit gibt es 150.000 Schmetterlingsarten, rund 3700 davon in der Schweiz. Allerdings sind davon wiederum nur gut 200 Arten sogenannte Tagfalter, während der Rest als Nachtfalter ein Leben im Verborgenen führt.
„Cool, ein grüner Zitronenfalter!“ Und nach einer Weile des Überlegens wundert sich der fünfjährige Julian: „Ist der noch nicht reif?“ (Gut zu wissen: Nur die Männchen des Zitronenfalters sind zitronengelb, während die Weibchen eher blass grüngelb gefärbt sind!)

In warmen Jahren tauchen die ersten Zitronenfalter manchmal schon an sonnigen Februartagen auf. Jede Schmetterlingsart hat ihre eigene Strategie den kalten und nahrungsarmen Winter zu überdauern – meist als Raupe oder Puppe, seltener als Ei oder so wie der Zitronenfalter als Falter. Er verbringt den Winter ungeschützt und mit zusammen geklappten Flügeln in der Vegetation und ist dann schon bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen als Frühlingsbote unterwegs. Mit etwas Glück kann man Ende Februar an südexponierten Plätzen auch schon einzelne Tagpfauenaugen oder den Kleinen Fuchs entdecken, die hier in der Sonne „baden“. Im März verlassen immer mehr von ihnen ihre geschützten Überwinterungsplätze und suchen den Weg nach draußen, und es gesellen sich dann auch weitere Arten hinzu. Blühende Weidenkätzchen und Schlehenblüten sowie Löwenzahn, Krokus und Kriechender Günsel sind jetzt sehr begehrt als Nahrungsquelle. Langsam wird es im Jahresverlauf dann immer wärmer, immer mehr verschiedene Pflanzen beginnen zu blühen und umso mehr Schmetterlingsarten tauchen auch auf. Im Juni und August ist schließlich der Höhepunkt in der Welt der Sommervögel erreicht.
Schmetterlingsforscher draußen unterwegs
Wenn du mit Kindern auf Entdeckungsreise in die Schmetterlingswelt gehen willst, dann ist ein später Vormittag oder früher Nachmittag im Juni und Juli am besten geeignet, denn hier ist die Artenfülle und die Zahl der Individuen am größten. Auf einer blütenreichen Wiese, an einer sonnigen Böschung, entlang eines blütenreichen Waldweges beobachten die Kinder: Wie viele verschiedene und vielleicht auch welche Schmetterlingsarten sind hier unterwegs? Welche Blüten fliegen sie überhaupt an, und wie ist deren Farbe und Form? Bevorzugt ein einzelnes Tier eine bestimmte Pflanzenart oder lässt es sich auf vielen verschiedenen Blüten zum Saugen nieder? Um einen Falter aus der Nähe zu sehen und vielleicht sogar zu beobachten, wie er seinen Rüssel ausrollt und in eine Blüte steckt, müssen die Kinder schnelle Bewegungen und Schattenwurf vermeiden und sich in Geduld üben. Manche Arten sind ganz scheu und flüchten sofort. Andere, wie zum Beispiel der Schachbrettfalter, lassen den Beobachter näher herankommen. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, sind manche Arten auffällig gefärbt und erscheinen gefährlich, während andere versuchen sich zu tarnen. Das Tagpfauenauge ist in Ruhestellung mit seinen zusammen geklappten, unterseits dunkelbraunen Flügeln im Pflanzendickicht kaum zu entdecken. „Aber hallo!“, wenn es sich durch einen Vogel bedroht fühlt und ganz plötzlich die Flügel aufklappt: Dann starren ihn große, bunte augenähnliche Flecken an, die ein riesiges Tier vortäuschen und ihn erschrecken. Die Namen der Schmetterlinge haben oft mit ihrem Aussehen zu tun. Und wenn die Kinder auf der Wiese den Schachbrettfalter oder das Blutströpfen entdecken, ist auch schnell klar, woher sie ihren Namen haben. Aber umwickelt der Apfelwickler tatsächlich Äpfel, und faltet der Zitronenfalter Zitronen?

Wenn du zum genauen Betrachten und Bestaunen einen Schmetterling fangen möchtest, brauchst du ein Schmetterlingsnetz – keinesfalls einen der eher kleinen und steifen Gewässerkescher, die die zarten Tiere verletzen könnten! Die gesetzlichen Bestimmungen zum Fang von Schmetterlingen sind je nach Kanton unterschiedlich und du kannst sie bei der entsprechenden kantonalen Naturschutzfachstelle erfragen. In den meisten Fällen ist das Fangen für pädagogische Zwecke erlaubt – sofern du für einen achtsamen Umgang mit den Tieren sorgst und die vorgesehenen Regeln befolgst. Zum achtsamen Umgang gehört auch, dass immer nur ein Tier im Gefäß ist und die Fangläser immer im Schatten sind. Zappeln die Tiere zu sehr, verlieren sie Schuppen und könnten sich verletzen. Wenn auch das Abdunkeln mit der Hand oder unter einem Tuch nicht hilft, dann lässt du den Schmetterling selbstverständlich schnell wieder frei.
Um Schmetterlinge zu bestimmen, schauen die Kinder zu allererst auf ihre Fühler: Sind sie dünn und fadenförmig oder aber verzweigt wie eine Feder oder ein Kamm, handelt es sich um einen Nachtfalter. Sind sie an der Spitze keulenförmig verdickt, gehört das Tier zu den Tagfalterarten. Diese Grobunterscheidung ist wichtig, weil in vielen Bestimmungsbüchern nur die Tagfalter beschrieben sind. Nach einer kurzen Einführung in das Vorgehen beim Bestimmen und ausgerüstet mit dem vereinfachten Bestimmungsschlüssel für Schmetterlingsfamilien aus dem Buch „Naturwerkstatt Schmetterlinge“ und den Abbildungen des nach Schmetterlingsfamilien sortierten Buches „Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands“ von J. Settele et al. können schon Drittklässler Tagfalter gut bestimmen: Entweder anhand von vorher erstellten Abbildungen der Arten, die „live“ auf der Wiese beobachtet werden können oder auch – nur wenn ein schonender Umgang mit ihnen gewährleistet ist – die Tiere in Fanggläsern. Finden die Kinder im Tagfalter-Bestimmungsbuch einen Schmetterling nicht, liegt es vielleicht daran, dass sie ihm nicht zu allererst auf die Fühler geschaut hatten? Unter den tagaktiven Faltern gibt es nämlich einige, die „Nachtfalter-Fühler“ haben und somit tagaktive Nachtfalter sind – so zum Beispiel die recht häufige Gammaeule.
Ein Schmetterlingstag mit Kindern ist erst „rund“, wenn es neben dem Wahrnehmen und Beobachten natürlich auch Raum für das Bewegen, Spielen und Kreativsein gibt!

Weiterführende Kurse 2021 mit Angela Klein
Kurs „Schmetterlingsforscher“
Ort: Reichenau/Konstanz (D)
Findet im Sommer statt, Terminanfrage beim Träger
Träger und Anmeldung: NABU-Bodenseezentrum
Gebühr: keine!
Ort: Schaffhausen
Träger und Anmeldung: PH Schaffhausen Weiterbildung
Kurs „Kleine und große Schmetterlingsforschende“
Ort: Schaffhausen
Donnerstag, 15. und Freitag, 16.07.2021, ganztags
Träger und Anmeldung: Schule und Weiterbildung Schweiz Sommercampus
Walderlebnisse für Schulklassen
Im Rahmen der von der Fachstelle NaTech der PH Thurgau angebotenen „Walderlebnisse“ für Schulklassen aus dem Kanton Thurgau gibt es für den 1.-2. Zyklus das Angebot „Den Lebensraum Schmetterlingswiese erkunden“ siehe https://naturundtechnik.phtg.ch/de/angebote-fuer-schulklassen/walderlebnisse/

Buchtipps
Angela Klein (2016): Naturwerkstatt Schmetterlinge – mit Kindern die wundersame Welt der Schmetterlinge entdecken; AT-Verlag Aarau
Umschlagtext: Die vielfältige, bunte Welt der Schmetterlinge entdecken
Mit ihren leuchtenden Farben und ihrer grazilen Gestalt, ihren verblüffenden Überlebensstrategien und dem Wunder der Metamorphose faszinieren Schmetterlinge den Menschen seit jeher.
Eine Fülle von Ideen für Naturbegegnungen und spielerische Aktivitäten, Hintergrundwissen und Tipps aus der Praxis eröffnen vielfältige Wege, um Kinder mit der Welt der Schmetterlinge vertraut zu machen. Es ist eine Einladung zum Wahrnehmen und Erleben, zum Beobachten und Forschen, Spielen und Bewegen, Gestalten und Werken, aber auch eine Anleitung, wie man Schmetterlinge aufziehen kann und wie man sie in unsere Gärten lockt.
Weitere Buchtipps
Bühler-Cortesi, Thomas (2019): Schmetterlinge – Tagfalter der Schweiz; 3. Auflage; Haupt Verlag
(Kommentar: Bestimmungsbuch)
Settele, J., R. Steiner, R. Reinhardt, R. Feldmann (2005): Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
(Kommentar: Dieses Buch enthält auch die häufigsten Schmetterlingsarten der Schweiz. Aufgrund seiner guten Abbildungen und der übersichtlichen Gliederung in die sechs Familien der Tagfalterarten ist es bestens für das Bestimmen mit Kindern geeignet – insbesondere mit dem vereinfachten Bestimmungsschlüssel für Schmetterlingsfamilien aus „Naturwerkstatt Schmetterlinge“.)
Weiterführende Adressen zum Thema Schmetterlinge
Auf der Seite des BUND Rheinland-Pfalz (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) www.bund-rlp.de/themen/tiere-pflanzen/schmetterlinge/ findest du Steckbriefe zu den häufigsten Schmetterlingsarten, viele Bilder und spannende Informationen zu den Faltern, Puppen, Raupen und Eiern sowie einen Kalender über die Flugzeiten und die Broschüre „Garten für Schmetterlinge“. Diese Zusammenstellung für Rheinland-Pfalz enthält die meisten Arten, die auch in der Schweiz am häufigsten sind. Um Schmetterlinge in der Schweiz geht es auf www.lepido.ch.
Hast du Raupen in der Natur gefunden und möchtest wissen, welcher Falter sich daraus entwickelt? Dann helfen die Seiten von www.schmetterling-raupe.de weiter. Wenn du hier den Fundmonat eingibst, findest du Bilder, Namen und weitere Informationen von den häufigsten Raupen, die zu dieser Zeit in der Natur zu beobachten sind und erfährst, du welchem Falter sie wird.

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Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
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Bildnachweis: © Angela Klein
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