‚Wild land, wild body‘ 

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Lieber Mensch im Aufbruch,

Wenn du großes Interesse an einem 7tägigen Pilot-Projekt in der ersten Augustwoche 2020 haben könntest, dass ich nach drei Jahren Vorbereitungszeit in diesem Sommer mit drei KollegInnen in einem großen Wildnisgebiet in den Bergen der südlichen Toskana verwirklichen will. Es lautet

‘Wild land, wild body’ Eine Reise zu unserem Ursprung

und dreht sich um die intime Verwobenheit zwischen der Energie einer unberührten, wilden Landschaft und unserer eigenen verborgenen Wildheit des Körpers, des Denkens, des Eros, des Seins. Gemeinsam wollen wir in einem siebentägigen Prozess in einer sehr unberührten und geschützten Berglandschaft erforschen, welches verborgene Potential in einem wilden ‘So-Sein’ liegen kann.

Hintergrund des Projektes ist die häufige Beobachtung in Körpertherapie, Wildniskursen und Visionssuchen, dass sich während einem Aufenthalt in der wilden Natur oft sich auch die Beziehung zu unserer eigenen Wildnatur öffnet: Wir spüren unseren Körper und Instinkte intensiver, schärfen unsere Wahrnehmung, unsere Sinne und unser Eros werden sensibler, wir bewegen uns mit größerer Achtsamkeit und Behutsamkeit in der Landschaft, rituelle Räume öffnen sich leicht. Aber wir gehen auch anders miteinander um, wenn wir draußen unterwegs sind, wir kommunizieren tiefer und authentischer, wir sind offener für Zärtlichkeit und Berührung, wir agieren vorsichtig und ohne Ego – also auch weniger übergriffig – miteinander. Das deutet darauf hin, dass die Erfahrung der Verbundenheit mit der natürlichen Wildnis uns Menschen feiner, bezogener, sinnlicher, beziehungsfähiger macht. ‘Das Wilde’ bedeutet also nicht, dass wir aggressiv werden, übergriffig, gewalttätig, oder unsozial. Offenbar ist das Gegenteil der Fall. Der Kontakt zur eigenen Wildnatur ergänzt unser Selbstbild, unser Geschlechts-Identität, unser Körpergefühl, unsere Kreativität, unseren Mut und unsere Kontaktfähigkeit, wenn wir verbunden sind. Dieser Spur wollen wir folgen und das ‘wilde Feld’ gemeinsam  in Achtsamkeit erforschen.

Die Woche findet in einem großen Wildnisgebiet in den Bergen der südlichen Toskana statt
Die Woche findet in einem großen Wildnisgebiet in den Bergen der südlichen Toskana statt

Wir werden in sieben Tagen durch Prozesse gehen, wo wir in tiefen Kontakt mit der Landschaft, uns selbst und miteinander gehen. Nach einem Tag der Naturbegegnung, werden wir in Frauen-, Männer- und Queer-Gruppen in Kontakt mit unserer Verletzlichkeit gehen und erforschen, welche ‘Wunder’ im Kontakt mit der ‘Wunde’ geschehen können. Wir werden behutsam mit Körpermalerei, Trance, rituellem Theater und Tanz unserer eigenen Wildheit Raum geben und dies immer wieder mit Zeiten des einsamen Rückzugs in der Wildnis verbinden, in denen Innen und Außen verschmelzen können. Der einsame Platz in den Bergen wird uns die Möglichkeit geben, mit bemalten wilden Körpern draußen unterwegs zu sein, Rituale zu gestalten und sich in achtsamen Experimenten ganz anders zu begegnen.

Die abgeschiedene Wildheit des Platzes verlangt den Verzicht auf zivilisatorischen Luxus und Konsumgüter. Du schläftst draußen, im Tipi oder mitgebrachten Zelt, von der Sonne aufgeheizte Duschen sind unter freiem Himmel, ein Kompostklo mit Donnerbalken gehören dazu. Aber wir haben eine Küche und im Haus elektrisches Licht. Die hohe Lage des Gebiets reduziert die italienische Sommerhitze, ein kalter Bach lädt zum erfrischenden Bad ein, die Nächte sind mild.

Das Leitungsteam Martina Kimaya Mittrup, Birgid Sarasa Reviol, Heiner Pithan, Geseko von Lüpke
Das Leitungsteam Martina Kimaya Mittrup, Birgid Sarasa Reviol, Heiner Pithan, Geseko von Lüpke

Unser Team bringt Jahrzehnte der Erfahrung aus Körpertherapie und Wildnisarbeit, Visionssuchen und Gestalttherapie, Männer- und Frauenarbeit, Massage- und Tantra-Gruppen, Hypnose und Trance, Tiefenökologie und schamanischer Praxis, Körpermalerei und Tanz-Therapie zusammen und verwebt diesen reichen Hintergrund zu einem ganz neuen (fliegenden) Teppich.

Weil es sich um ein Pilotprojekt handelt, wollen wir Dich zum Selbstkostenpreis mit auf die Reise nehmen – du lernst an uns und wir von Dir! Die Seminarkosten von knapp 400 € decken die Miete des Platzes, die Kosten für Unterkunft und wilder Infrastruktur, den Kauf und die Verarbeitung der Lebensmittel, die hautfreundlichen Körper-Farben. Willst Du unsere Begleitung über die 7 Tage extra honorieren, dann freuen wir uns darüber. Wir wollen die Gruppe auf 20 bis maximal 24 Teilnehmer beschränken und laden Dich ein, Dich bei Interesse bald zu melden und Dich auf der Website frei.verbunden.sein.de weiter zu informieren.

Frei-verbunden-sein Wild land – wild body

Wie geht artgerechtes Leben für den Homo sapiens im 21. Jahrhundert? Wir haben uns in zivilisatorische Käfige gesperrt, funktionieren nach Straßenverkehrsordnung und Bürgerlichem Gesetzbuch, unterdrücken wie automatisch unsere Emotionen und Instinkte, agieren wie Zahnräder in einer Mega-Maschine und folgen offenen Auges blind einem Wachstumsmythos, der uns wie Lemminge in den Abgrund führt. Zu-viel-isation?

Da steht Aussteigen an, verweilen, besinnen, spielen, rückbinden, fühlen, verschmelzen. Tanzen, malen, singen, schweigen, berühren. All-ein sein, Verbundenheit, Freiheit, Wildheit, wache Ekstase. ‘Natur’ heißt im chinesischen ‘su-rang’ und heißt wörtlich: ‘so-wie-es-ist’! Wie geht das: ‘So wie es ist’ zu Sein?

Körpermalerei und Tanz-Therapie zusammen und verwebt diesen reichen Hintergrund zu einem ganz neuen Teppich
Körpermalerei und Tanz-Therapie zusammen und verwebt diesen reichen Hintergrund zu einem ganz neuen Teppich

Denn wir sind ‘Leben, dass leben will, inmitten von Leben, das leben will’ (A. Schweitzer). Wir sind Natur, in Menschenform. Durch unsere Adern und Kapilaren fließen wilde Ströme, unsere Gehirne träumen wilde Träume, unsere Gefühle lodern wie Flammen oder zeigen sich zart wie Abendbrisen. Wildheit erlauben wir uns nur noch im Rausch und allenfalls in der Sexualität – und selbst dort geprägt von pornographischen Mythen, haarlosem Körperkult und Intimchirurgie.

So wie wir die Wildheit im Außen ausrotten und verdrängen, herrschen wir im Alltag imperial über das Wilde in uns. Jahrhunderte der Affektkontrolle lassen uns glauben, wir würden brutal und gefährlich, wenn wir der eigenen Wildheit Raum geben. Doch glauben wir tatsächlich, wir wären böse, übergriffig, gefährlich und brutal, wenn wir die zivilisatorischen Grenzen überschreiten? Wie ist es, wirklich mal ‘wild’ zu denken, ‘wild’ zu sein, sich ‘wild’ zu zeigen, sich ‘wild’ zu begegnen? Und zugleich aus der Verbundenheit zart zu sein, sinnlich, achtsam, wach, forschend und tief verstehend?

Wer weiß, frei und verbunden zu leben, bekommt eine Ahnung von ‘artgerechtem’ Mensch-Sein. Wer die Angst vor dem Wilden loslässt, kann überrascht werden von liebender Beziehung zu allem. Wer die wilde Weite des eigenen Selbst erforscht, kann eine Vision entwickeln, wie eine Zivilisation auf Abwegen wieder zu einer kooperativen Kultur werden kann. Und durch die eigene Transformation erhält er die Kraft, die Welt aktiv zu verändern, anstatt sie passiv auszuhalten.

Wir laden ein, das weitgehend unberührte, menschenleere Berg-Land der südlichen Toskana zu betreten und den Schritt aus der Zivilisation als Schwelle in die eigene Wildheit zu nutzen, die wir gemeinsam achtsam erforschen: in Tanz und Trance, Malerei und Mythen, Alleinsein und Gemeinschaft – das Außen und das Innen verbinden: Wild land – wild body!

Wenn es Dich anspricht, melde Dich. Oder gebe es gerne weiter an andere forschende Menschen in Deinem Freundeskreis, Deiner Gemeinschaft, Deinem Netzwerk. Oder erforsche ein bisschen unsere Website frei-verbunden-sein.de

https://www.feuervogel.ch/nature-flow-das-digitale-fachblatt/
https://www.feuervogel.ch/nature-flow-das-digitale-fachblatt/

Das digitale Fachblatt “NatureFlow” bietet konkrete Themen nach den Grundlagen der Naturpädagogik und erdgerechte Zukunftsideen. Dieser Artikel erschien in der Ausgabe April/Mai 2020.

Ob als Waldspielgruppenleiterin, Waldkindergärtnerin, Lehrperson,  Pädagogen und Erwachsenenbildner oder Draussen Familien, alle finden nahrhaftes Wissen bei uns.

Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber

Redaktionelle Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber

Bildnachweis und Text: Fotografie  © Wild land, wild body

Das digitale Fachblatt “NatureFlow” ist in seinem 11. Erscheinungsjahr unter dem Dach der Feuervogel Genossenschaft für Naturpädagogik in der Schweiz

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