Im Oktober 2018 lud die Green School von Cluj-Napoca zu einer Konferenz in ihren Räumen ein. Das Thema der Veranstaltung hiess «Grammatik in der Natur», Ziel war es sich leidenschaftlich über Bildung und Lernen in der Natur austauschen. Zu der Veranstaltung wurden vier Experten aus dem Bereich Bildung in der Natur eingeladen:

Anca Stan Bildungskoordinatorin des Vereins Helia in Rumänien. Karen MacLean, Gründerin von Dem Gronn Friskó (Green Free School) in Kopenhagen, Dänemark. Petra Jäger, Gründerin des ersten anerkannten Waldkindergartens in Deutschland im Jahr 1993. Sie setzt sich seit 25 Jahren dafür ein, die Waldkindergarten Bewegung erst national und dann international zu verbreiten. Sonia Bercuci, Gründungsmitglied der green school in Rumänien.
Nach der Rückkehr von Petra Jäger hatte sie Zeit für uns für ein Interview.
Infothek Waldkinder: Liebe Petra, im Oktober bist du nach Rumänien zu einer Konferenz gereist. Was war das Thema der Konferenz?
Petra Jäger: Die „Green School“ in Cluj-Napoco hattte zu einem Wochenendseminar eingeladen, an dem sie sich mit ihrem Konzept vorstellten und den Waldkindergarten vor Ort ebenso präsentierten. Ausserdem war Karen Mclean aus Dänemark von der FreeSchool Kopenhagen und ich als Sprecherin eingeladen. Wir durften über das Aufwachsen und Lernen in der Natur referieren. Beide gaben wir ebenfalls einen kleinen Einblick in unsere Konzeption.
Was hat dich dort vor Ort am meisten beeindruckt?
Der herzliche Empfang von unseren Gastgebern hat uns überwältigt und das Wochenende dort in Rumänien hat uns noch tagelang nach der Rückkehr mit einem warmen Gefühl getragen.
Ich bin beeindruckt von der Leidenschaft und dem Mut von Sonia, Nadia und Anca von der green school.
Ich bin beeindruckt von der Leidenschaft und dem Mut von Sonia, Nadia und Anca von der green school. Der erste Teil des Seminars fand in einem alternativen Cafe statt, wo sich sonst normalerweise viele Studentin zeigten. Cluj-Napoco hat eine Universität mit sehr vielen Studenten, so ist auch das Stadtbild oft geprägt durch junge Menschen. Im Cafe gab es herrliche Bio-Smoothies und man nahm Platz auf gepressten Pappstühlen und Tischen. Eine tolle Idee für Nachhaltigkeit und modernem Design.

Die junge Waldkinder Bewegung in Rumänien initiiert neue Projekte in Rumänien. Was für engagierte Menschen hast du dort angetroffen?
Es ist beeindruckend mit wieviel Engagement und Leidenschaft sie in ihrer Arbeit stecken. Anca die Pädagogin und Gründerin des ersten Waldkindergarten in Rumänien, wir haben uns schon an einem europäischen Treffen in Prag kennengelernt, zeigte bei ihrer Vorstellung mit wieviel Hürden sie zum Anfang kämpfen mussten, und was jetzt bereits daraus entstanden ist. Sonia die Gründerin der ersten Naturschule, überzeugte uns so bei ihren Vortrag von ihrer Arbeit und verdeutlichte mit wie wenig Mitteln es möglich ist, so eine Schule zu starten.
Was haben sie von ihren Visionen erzählt?
Eine Vision die erahnen lässt, das Rumänien sicherlich hier mit diesem pädagogischem Konzept vor einem kleinen Wandel steht, immer mehr Leute interessieren sich für diesen Weg. Allerdings ist es wirtschaftlich in diesem Land noch als sehr schwierig zu benennen, das hindert sie aber nicht daran, ihren Weg weiter zu gehen und ihren Traum zu leben. Sie möchten in ihrem Land die Veränderung unterstützen, um zu bleiben und eine sinnvolle Zukunft aufzubauen.
Sie möchten in ihrem Land die Veränderung unterstützen, um zu bleiben und eine sinnvolle Zukunft aufzubauen.
Es sollen weiteren Waldkindergärten und Waldschulen im Land gegründet werden. Durch weitere Seminare und Kontakte zu Universitäten, durch ein Netzwerk und Austausch sollen diese Gruppe von interessierten Pädagogen wachsen. Es gibt bereits viele interessierte Eltern und sie gehen davon aus , das auch hier die Zahlen beachtlich steigen werden. Die Generation der jetzigen Eltern hat noch wahre Kindheitserinnerung an ihre Zeit in der Natur, man hat in und von ihr ganz praktisch leben müssen. Viele Familien haben sich durch Landwirtschaft und Gemüseanbau selbst versorgen können oder auch müssen. In der Grossstadt findet man frisches Gemüse am Straßenrand zu kaufen, nicht nur wenn Markttag ist. Leider wollen junge Rumänen oft ins Ausland um dort besseres Geld zu verdienen. Sonia und Anca aber wollen bleiben und setzen auch damit ein Zeichen.
Klick auf das Video für einen Rundgang in der Green School in Rumänien
Welche Waldkindergarten Projekte sind dort bereits aktiv? Konntest du auch eine Einrichtung besuchen?
… wo Kinder sich geborgen fühlen und von den Pädagogen liebevoll und authentisch begleitet werden.
Wir haben an den beiden Nachmittagen die green school und den Waldkindergarten von CLUJ Napoco besuchen dürfen, zwar war es Wochenende und die Kinder natürlich zu Hause, aber trotzdem liess sich schnell erkennen, hier ist ein Platz für Kinder erschaffen worden, der tolle Abenteuer und sinnvolle Entwicklungsräume bietet, wo Kinder sich geborgen fühlen und von den Pädagogen liebevoll und authentisch begleitet werden.

Es braucht viel Mut, Leidenschaft und Begeisterung für ihre Ziele. Was hat dich an ihren Ideen überzeugt?
Es war einfach gesagt, die Ausstrahlung der beiden Pädagogen Anca und Sonia und das sie in einem wirtschaftlich so schwierigem Land, ihre Pläne verfolgen und weiter an ihrer Idee festhalten. Sie haben ihr Konzept gut durchdacht und reflektieren ständig, sind offen wir neue Gedanken und gehen mit den Eltern richtig Beziehungen ein, die das Kind tragen und ihnen den nötigen Freiraum für ihre Entwicklung geben.
…die Ausstrahlung der beiden Pädagogen Anca und Sonia und das sie in einem wirtschaftlich so schwierigem Land, ihre Pläne verfolgen und weiter an ihrer Idee festhalten.
Die Bewegung in Rumänien ist noch jung. Was sind die nächsten Schritte, dass sich das Konzept der Waldkindergärten dort etablieren kann?
Seminare, Netzwerke schaffen, an Universitäten und Fachschule herantreten, Eltern informieren und sich mit anderen Ländern austauschen. Sie freuen sich schon sehr auf die Internationale Konferenz in Zürich 2019. Sie schätzen die gemeinsame Zeit dort auf der Veranstaltung mit vielen verschiedenen Ländern in Kontakt treten zu können. Dort in Zürich kommen die gleichen Emotionen und Einstellungen zusammen und alle haben ein gemeinsames Ziel: Kinder in ihr zu Hause zu begleiten, nämlich in die Natur.

Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
Redaktionelle Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber, www.infothek-waldkinder.org
Bildnachweis: Fotografie & Video © Petra Jäger
Das digitale Fachblatt ist in seinem 9. Erscheinungsjahr