Nach der wohlduftenden Reise ins Weihrauchland der «Königin von Saba», verwöhnen wir nun die Nase mit den Räucherdüften der heimischen Pflanzen aus der Schweiz. Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah?


Räucherkugeln stellen eine weitere traditionelle Art von Räucherwerk da, die sich einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Die Kugeln sind eine Form des Räucherwerks, die besonders im alten Ägypten und in Japan zu finden sind. Da sie nicht selbstbrennend sind, werden sie auf Räucherkohle verbrannt.
Wer schon mal eine Räucherkugel geschenkt bekommen hat, der weiss ihre Kostbarkeit zu schätzen.

Maria Bader, Projektleiterin beim Feuervogel macht seit längerem ihre Räucherkugeln selber. Inspiriert, die heimischen Kräuter als Räucherware zu entdecken, sammelt, mahlt und formt sie die Kugeln nach verschiedenen Rezepturen.
Auf ihren Streifzügen durch die Natur ist ihr die Fülle der Natur an Blüten, Kräuter, Samen, Hölzern, Zapen und Harzen bewusst geworden, wenn sie heimische Kräuter sammelt. Es ist ihre Liebe zum Selber machen, die Maria Bader dazu beworgen hat, diese Naturschätze zu sammeln. Ihre Favoritin ist die Brennnessel, die sie am liebsten sammelt. «Besonders gerne habe ich auch die Heckenrose und die Königskerze.», sagt Maria Bader. Geammelt wird überall, wo sie unterwegs ist. Ein Räucherkugel Sortiment hat sie immer vorrätig. Man trifft sie auf Koffermärkten an oder kann auch bei Interesse direkt mit ihr Kontakt aufnehmen.

Buchtipp
Wer war die Königin von Saba?
Die Königin von Saba beflügelt mit ihrer Zauberkraft die Fantasie und Vorstellungskraft. Sie ist ein Symbol des europäischen Orientalismus. Manche kennen sie aus der Bibel, sie tritt in Romanen, Opern und Hollywood Streifen auf.

Christian Rätsch beschreibt in seinem neuen Buch «Die Königin von Saba» erschienen im AT Verlag, als vielleicht keine individuelle Frau, deren ärchaologische Überreste man im südlichen Jemen und in der Provinz Dhofar des Omans findet. Aber als sicher gilt ihre Bedeutung als Herrin des Weihrauchhandels und der grossen Opferfeste. In Salala, der Hauptstadt von Dhofar, blüht der Weihrauchhandel bis heute. Dabei ist bemerkenswert, dass der Handel mit Räucherstoffen, Duftölen und Parfüms ausschliesslich in der Hand von Frauen liegt.
Von dem Dschinn und Feuergeistern
Feuergeister klingt nach Dämonen und orientalischen Geistern, beschreibt der Autor. Aus dem Märchen Aladin kennen wir den Dschinn aus der Flasche, der im Feuer geboren wird. Sie schlüpfen aus der Flamme und werden unsichtbar, wie die aufsteigende Hitze in der Luft.
In Marokko kennt man die Dschinn sehr gut, dort werden Räucherwerke, Kräutertees und Amulette hergestellt, die den Mensch von dem Dschinn schützen sollen. Die Dschinn sind ambivalent, weder gut noch böse. Christian Rätsch beschreibt eine Begegenung in Marakesch bei einem Kräutermann. In seinem Laden gab es reichlich Räucherstoffe und magische Pflanzen. Mit seiner frau zusammen fragten sie nach einem Räucherwerk für ein richtiges Amulett, denn die Touristenattraktion für 9,50 € wollten sie nicht haben.
Nachdem der Kräutermann bereit war ein echtes Amulett herzustellen, füllte er in eine Messingpatrone verschiedenen Zutaten in winzige Portionen hinein.
Rote Koralle, eine kleine Olibanumträne, Realgar, etwas alte Schlangenhaut und andere Zutaten stopfte er alles in dieses Amulett. Er verschloss sie fest und versiegelte sie und sprach einen Zauberspruch darüber.
Das eingedeutschte Fremdwort Amulett stammt vom lateinischen «amuletum», das wörtlich «Brei aus Kraftmehl» bedeuten soll. Und das eingedeutschte Wort Talisman geht zurück auf Byzantinisch «talis» und Arabisch «tilasm» und bedeutet wörtlich «Zauberbild». Amulette können schützen wie ein Räucherwerk, Talismane können Glück anziehen, ebenso wie ein Räucherwerk. Das eine hält ab, das andere zieht an, ganz so wie die Räucherstoffe, die mit dem Dschinn in Verbindung stehen.
Die wichtigsten Räucherstoff, die im Orient traditionell benutzt werden, sind in dem Buch in Monografien dargestellt. Abgerundet wird der Inhalt mit vielen Rezepten und Hinweise auf dazupassende Musik für Räucherrituale.
Musik für Räucherrituale
«Musik ist das Knarren der Pforte des Paradies» wird Rumi in dem Buch zitiert. Christian Rätsch beschreibt, das Musik für Räucherrituale eine akustisch-olfaktorische naturgesetzliche Wirkung hat. Deshalb findet der Leser eine Liste von CDs, die als Anregung und Inspiration zu verstehen sind. Dabei ist orientalische Musik aus Arabien, Marokko, Ägypten und Persien/Iran und traditionelle Musikrichtunggen. Die Auswahl beruht auf seinen langjährigen Erfahrungen und Räucherritualen, die er selbst geleitet hat oder teilnehmen durfte.
Dr. phil. Christian Rätsch erforscht sseit 20 Jahren in aller Welt schamanische Kulturen deren rituellen Gebrauch von Pflanzen. Er lernte die Mayasprache, der in Chiapas, Mexiko, lebenden Lakandonenindianer, bei denen er insgesamt drei Jahre lebte. Er ist ein internationaler gefragter Referent und bietet zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland und Österreich an.

Das digitale Fachblatt “NatureFlow” bietet konkrete Themen nach den Grundlagen der Naturpädagogik und erdgerechte Zukunftsideen. Dieser Artikel erschien in der Ausgabe April/Mai 2020.
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Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
Redaktionelle Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber
Bildnachweis: Fotografie © Handwerkereien Maria Bader, Cover AT Verlag
Das digitale Fachblatt “NatureFlow” ist in seinem 11. Erscheinungsjahr unter dem Dach der Feuervogel Genossenschaft für Naturpädagogik in der Schweiz