Waldkinder St.Gallen:    «Wir schreiben Geschichte!»

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Das 3. Fachforum war also wirklich einmal mehr – ein ganz, ganz grosses Erlebnis! So viel Herzblut von so vielen Menschen – allein das war schon ein riesiges Abenteuer!

Mit diesem Anlass haben die «Waldkinder St.Gallen» „Geschichte in der naturpädagogischen Szene in der Schweiz geschrieben“. Denn das Forum hat 320 Personen aus verschiedenen Fachbereichen der In- und Outdoorpädagogik an diesem Tag erreicht. „Bildung als Abenteuer – wenn Natur das Klassenzimmer ersetzt“ – beim Wort Abenteuer macht sich ein Kribbeln im Bauch breit, eine freudig erregte Spannung, Neuland wird betreten, ein Aufbruch wird gewagt. Darauf haben sich die Besucher an diesem Tag eingelassen.

Geschenk an die Teilnehmenden von den «Waldkinder St.Gallen»

Mit den Worten, «Das wohl coolste Geschenk, das je an einem Fachforum gemacht wurde!», stellten Katja Breitenmoser und Thomas Ghelfi, von e7, ihren eigens entwickelten «Hobo Kocher» den Besuchern vor.

Sie nennen ihn ihren fleissigen Wanderarbeiter, der sie unterwegs in der Natur begleitet.

Sie nennen ihn ihren fleissigen Wanderarbeiter, der sie unterwegs in der Natur begleitet. Ein treuer Freund mit dem es sich spielend leicht Feuer machen lässt. Die beiden moderierten den Vormittag in der Lokremise und animierten die Gäste – «Geht mit dem Kocher raus und macht Feuer! Bringt Menschen zusammen, die sich auf natürliche Art und Weise zu euch ans Feuer setzen. Es löst die Grenze zwischen drinnen und draussen auf.»

Video vom Rückblick Fachforum in St.Gallen am Vormittag in der Lokremise

Start in das Abenteuer Fachforum

Zur Begrüssung hiess Roland Unternährer, Präsident der Waldkinder St.Gallen und der Ortsbürger Präsident Arno Noger zusammen mit seinen Revierförstern die Besucher – Herzlich willkommen. Die Ortsbürgergemeinde St. Gallen zählt mit ihren 1200ha grossen Waldbesitz, als 4. grösster Waldbesitz im Kanton St.Gallen. Für Arno Noger ist es ganz wichtig, dass die Natur und insbesondere der Wald einen hohen Stellenwert in der Bildung hat oder sich zusätzlich erringt.

Schön wäre für ihn, wenn letztlich alle Kinder aller Schulsysteme zumindest 1x pro Stufe für einen Tag lang den Wald, die Natur als Schulzimmer hätten.

Arno Noger ist gespannt, wie sich die Ansätze, wenn Natur das Klassenzimmer ersetzt, weiterentwickeln. Mehrheitlich ist leider oft zu hören, dass der Besuch eines ausserschulischen Lernorts schwierig sei. Die nötigen organisatorischen Vorkehrungen und Absprachen sind einfach zu gross. Genau hier sieht er die Anwesenden als Paten, Abhilfe zu schaffen. Im St.Galler Wald sind Lehrpersonen im Wald unterwegs, die mit diesem authentischen Angebot gute Erfahrungen machen. Schön wäre für ihn, wenn letztlich alle Kinder aller Schulsysteme zumindest 1x pro Stufe für einen Tag lang den Wald, die Natur als Schulzimmer hätten.

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Impulsbeitrag von Eva Helg, pädagogische Leitung der Waldkinder St.Gallen

«Ich fühle mich kompetent! Ich bin stark, ich bin bereit egal was kommen mag!», mit diesen Sätzen berührte Eva Helg die 320 Anwesenden mit Fotos in ihrem Vortrag aus dem Unterricht ihrer Waldkinder. Der Titel „Bildung als Abenteuer – wenn Natur das Klassenzimmer ersetzt“ wurde auch genau aus diesem Grund gewählt, denn es ist ein Abenteuer mit ungewissen Ausgang.

…sie haben seit 20 Jahren die Natur, den Wald als Klassenzimmer als Erfahrungsraum

Sie weiss, dass sie mit Bildung die Kinder auf die Zukunft vorbereiten möchten, aber wie die Zukunft aussieht ist ungewiss. Was sie wissen ist, sie haben seit 20 Jahren die Natur, den Wald als Klassenzimmer als Erfahrungsraum. Für sie der perfekte Spiel- und somit Lernort für eine ganzheitliche und gesunde kindliche Entwicklung. «Abenteurer sind wir!», sagt sie. Das fängt bei ihrem jüngsten Waldkind im Eltern-Kind-Angebot an, das erst ein Jahr ist und geht weiter bis zu den Lernangeboten für neugierige Erwachsene. Beherzt mit Einsatz, ausdauernd und gemeinschaftlich Neuland betreten. Für äussere und innere unbekannte Welten wollen sie mit allen den Aufbruch wagen.

LINK zum Gespräch mit Eva Helg mit der Infothek Waldkinder

Die Infothek Waldkinder im Gespräch mit Eva Helg anschliessend an dem Vormittag in der Lokremise im Wald von Notkersegg
Die Infothek Waldkinder im Gespräch mit Eva Helg anschliessend an dem Vormittag in der Lokremise im Wald von Notkersegg

Impulsvortrag von Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor

Gerald Hüther zählt noch zu diesen Menschen, die sich durch den Vortrag von Eva Helg berühren lassen. Er fragt jedoch zu recht, was ist mit all den Menschen, bei denen Argumente der Berührung nutzlos sind, weil sie gelernt haben das Emotionale abzustellen.

Weil sie die Fotos nicht für pädagogisch haltbar finden. Sie bewerten es mit ihrem Fachwissen. Sie haben gelernt die eigene Neugier, die eigene Entdeckerfreude und die eigene Gestaltung zu unterdrücken. Hier nutzen nur Argumente der Erschütterung:

  • Kinder die lustlos und freudlos lernen, weil sie ihre eigene Entdeckerfreude verloren haben
  • Weil sie brave Pflichterfüller geworden sind, die keine Gestaltungskraft mehr haben, sich eine Arbeit zu suchen
  • Überall wo Kinder zum Objekt von Vorstellungen eines Erwachsenen werden, kommt es im Hirn eines Kindes zur Irritation, das gleichzusetzen ist, wie wenn ein Kind körperliche Schmerzen erleidet.
  • Zum Schluss: Wie soll ein Kind seine Entdeckerfreude und Gestaltungslust aufrecht erhalten, wenn ihm alles weh tut? Da muss doch erst ein Zustand hergestellt werden, dass es dem Kind wieder gut geht.

Gerald Hüther sagt, er hat dann hier in St. Gallen einen guten Vortrag gehalten, wenn alle Anwesenden am Forum Argumente gefunden haben, all diejenigen, die Waldschulen, Waldkindergärten und Waldspielgruppen skeptisch gegenüberstehen, zu erschüttern.

LINK zum Gespräch mit Gerald Hüther und der Infothek Waldkinder

Christoph Lang im Gespräch mit Gerald Hüther am 3. Fachforum der «Waldkinder St.Gallen» hier im Wald vom Notkersegg. Sie vertiefen die Thematik und gehen der Grundfrage nach, «Ist Bildung ein Abenteuer?»
Christoph Lang im Gespräch mit Gerald Hüther am 3. Fachforum der «Waldkinder St.Gallen» hier im Wald vom Notkersegg. Sie vertiefen die Thematik und gehen der Grundfrage nach, «Ist Bildung ein Abenteuer?»

Workshops zum Forums Thema «Bildung als Abenteuer – wenn Natur das Klassenzimmer ersetzt»

Bevor die Besucher an dem abwechslungsreichen Nachmittagsprogramm mit den 16 unterschiedlichen Workshops im Hagenbuchwald in Notkersegg teilnahmen, konnten sich alle bei der feurigen Outdoorküche mit einem Mittagessen stärken. Die Partnerorganisationen aus der Wald-, Erlebnis- und Naturpädagogik boten den Gästen ein mehrgängiges Menü. «Das ist hier der Schlaraffenwald!», hörten wir Stimmen sagen, während sie genussvoll in ihr Fladenbrot bissen, an einen Schokoladenapfel knabberten oder die herzhaften Feuertöpfe löffelten. Für das Wohl war rundum gesorgt. Ein heisser Kaffee mit einem süssen Stück Rüblikuchen machten das Mittagessen perfekt. Ein idealer Moment um den Vormittag mit den Impulsvorträgen zu reflektieren, sich mit seinem Nachbarn auszutauschen und von der Sommersonnen wärmen zu lassen.

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Aber nur bequem wollten es sich die Besucher im Hagenbuchwald auf keinen Fall machen. Sie alle wollten ihre Entdeckerfreude ausleben und mit den Abenteuer-ExpertInnen aus der Schweiz und dem nahen Ausland auf Workshoperlebnisse gehen. Die Workshops waren in drei Kategorien eingeteilt. Es gab erlebnisreiches mit Praxisbezug zu dem Judith Büsser zu den Waldartisten einlud. Andrea Schneider war Feuer und Flamme für ihre Workshopteilnehmer. Remo Gugholz wollte das Rad nicht nochmal neu erfinden und tauchte mit seiner Gruppe in die Steinzeit ab. Caro Hoepfel wusste ihre Teilnehmer werden zusammen halten wie Pech und Schwefel. Amadeo Isenring hatte die Seiltänzer bei sich und bei Walter Bicker durfte fleissig geerntet werden.

Video vom Nachmittag im Wald von Notkersegg mit den 16 Workshops

Andere Kursteilnehmer interessierten sich für reflektierende Thematiken die mit Tiefgang unterwegs waren. Daniele Bühler lud dazu ein mit ihr lesen und schreiben im Wald zu lernen. Maria Wenk lauschten mit ihrer Gruppe zu den Bäumen, welche Lieder sie sangen. Christa Zellinger hatte ihren Rucksack bereits gepackt und ging mit ihren Teilnehmern los. Judith Schönauer zeigte wie man mit Leiterwagen und Rollstuhl durch den Wald geht. Wer bei Martina Gerber war, kann nun sein eigenes Netzwerk entwickeln.

Im dritten Themenblock wurde methodisch gearbeitet und viel untereinander ausgetauscht. Lea Menzi lud dazu ein, wie draussen lernen Schule macht. Catherine Zundel ermutigte ihre Gruppe im freien Spiel mitzumachen. Regula Bendel kletterte in ihrem Kursangebot von der Wurzel bis zur Baumkrone. Elvira Gubeli stand mit ihren Teilnehmenden zwischen Leistungsdruck und Freispiel. Aus der Richtung wo es zauberhaft klang, war Hannes Heyne mit «vom Wald zum Xylophon» unterwegs.

Ausblick 2018

Bereits heute können sich alle Besucher auf nächstes Jahre freuen, wenn die «Waldkinder St.Gallen» zu ihrem 20-jährigen Jubiläum am 31. August 2018 einladen und mit allen feiern wollen. Der Termin wird bestimmt bereits bei vielen in der Agenda vorgemerkt sein.

Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber

Interview, Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber, www.infothek-waldkinder.org

Bildnachweis: Fotografie © Infothek Waldkinder, e7, Waldkinder St.Gallen,

Das digitale Fachblatt ist in seinem 8. Erscheinungsjahr

Die Infothek Waldkinder – Informationsplattform Naturpädagogik ist ein Projekt der Feuervogel Genossenschaft für Naturpädagogik

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