Im Wald boomt es nur so vor Nachrichtenaustausch. Da sind 1000 Nachrichten am Tag via Messenger ein Witz, denn das Waldnetzwerk tauscht Tag und Nacht Millionen Botschaften aus! Da braucht es keinen Strom von der Powerbank, sondern nur Pilze, die sich unterirdisch mit den Wurzeln der Bäume verbinden und dem Wald ernstgemeinte Freundschaftsanfragen senden.

Genau aus diesem Grund, haben wir uns mit Silvana Flüglistaler unterhalten. Sie ist seit dreissig Jahren Pilzsachverständige und macht seit zwanzig in der Gemeinde Islikon die Pilzkontrolle. Zusätzlich hat sie sich im Kloster Roggenburg in Bayern zum Pilzcoach weitergebildet. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit hat sie ein Buch geschrieben «Wana die Waldfee» mit dem sie uns beim Feuervogel überrascht hat, als wir es spontan per Post erhielten.
Wir vermuteten das Silvana uns jedes Menge interessantes und wissenswertes über Pilze erzählen kann und haben uns mit ihr unterhalten. Für sie sind Pilze ganz wichtige und nützliche Lebewesen.
Liebe Silvana, was empfindest du, wenn du im Wald einen zertrampelten Pilz siehst?
Silvana Flüglistaler: Ich ärgere mich. Viele Menschen wissen gar nicht, wie wichtig, die Pilze für unser Leben sind. Wenn ich im Wald Pilze sehe, die auf dem Kopf stehen, drehe ich jeden wieder richtig herum auf den Boden. Retten kann ich den Pilz zwar nicht mehr. Jedoch ist es wichtig zu wissen, dass die Samen die Pilze sich in den Lamellen und Röhren befinden. Wenn ich den Pilz umdrehe, haben die Samen noch die Möglichkeit in die Erde zu gehen. Noch besser wäre, man hängt die kaputten Pilze in die Bäume, weil die Sporen sich dann noch besser verteilen können. Wenn noch etwas Wind geht, verteilen sie sich noch besser.

Vielen Dank, Silvana! Das ist ein guter und hilfreicher naturrpädagogische Impuls, den wir gerne weitergeben, wenn wir mit Kindern im Wald unterwegs sind. Was erzählst du Kindern gerne über Pilze?
Da gibt es jede Menge zu erzählen. Ich sage ihnen etwas über die Aufgaben der Pilze, sie sind verantwortlich für das Grün in den Blättern und damit die Kleinstlebewesen Nahrung haben. Sie haben verschiedene Düfte, verschiedene Geschmäcker und unterschiedliche Farben und Grössen. Ich lasse sie an meiner Begeisterung für die faszinierende Welt der Pilze teilhaben.
Hast du schon mal gelauscht, was sich Pilze und Bäume untereinander erzählen?
Das Netzwerk der Pilze und Bäume ist gigantisch. Ständig werden hier Nachrichten untereinander ausgetauscht. Ich denke, sie tauschen sich aus, wenn die Bäume von Bakterien angegriffen werden. Wird der Baum krank, gibt er das mittels den Pilzen weiter an andere Bäume, damit diese sich schützen können.

Man könnte auch sagen im Wald herrscht klare Marktwirtschaft. Diejenigen, die am schnellsten für den besten Preis etwas geben können, verbinden sich. Das faszinierende ist, wer am Ende im Wald-Netzwerk gewinnt ist nicht so wichtig, es gibt keine Verlierer. Wie würdest du das beschreiben?
Pilze sind die Verbündeten von Bäumen. Es entstehen Kooperationen zwischen Pilzen und Bäumen. Das Geflecht der Pilze kann ganze Wälder miteinander vernetzen. Die Tauschgeschäfte zwischen ihnen finden über das unterirdische Netz der Pilze mit den Wurzeln der Bäume statt. Es gibt aber auch unter den Pilzen die schnelleren, das sind die Räuberpilze.

In deiner Geschichte von Wana habe ich von Partnerpilzen, Zersetzpilzen und Räuberpilzen gelesen. Kannst du Beispiele dafür geben?
Partnerpilze leben in Partnerschaft mit einem ganz bestimmten Baum. Als Beispiel sind das der Fliegenpilz, Steinpilz, Frauentäubling, Reizker und Pfifferling. Man hat festgestellt, dass der giftigste aller Giftpilze, der Knollenblätterpilz in Partnerschaft mit Buchen lebt. Und in Wäldern, wo dieser Pilz wächst, sind die Buchen viel gesünder, als in anderen Wäldern. Es ist wirklich eine echte Partnerschaft, jeder hilft dem anderen. Zersetzpilze sind z.B. Schwefelköpfe und Baumpilze und als Räuberpilz ist der Hallimasch bekannt.
Verbundenheit und Kooperation zwischen Pilzen und Bäumen, war das auch die Idee zu deiner Geschichte?
Mir ging es bei der Geschichte darum, dass Kinder erfahren, wie wichtig Pilze sind und warum Pilze im Wald stehen. Damit sie die Pilze nicht vernichten. Kinder sollen die Pilze mit Freude anschauen und Freude daran haben, dass sie wachsen.

Wie sieht für dich ein Pilztag mit Kindern aus?
Es kommt darauf an, wie alt die Kinder sind. Ich begleite gerne Kindergartenkinder, wenn sie ihren Waldtag haben. Ich erzähle ihnen etwas über die Pilze und lese ihnen die Geschichte «Wana die Waldfee» vor. Wir spielen Pilzfangis, dass ich extra dafür erfunden haben. Zum Abschluss legen wir für Wana ein Pilzbild aus Tannenzapfen und Ästen auf den Waldboden. Die Kinder sammeln dazu das Material. Das Pilzmandala steht sinnbildlich als Information für Wana. Denn wenn Wana über den Wald fliegt und das Bild am Waldboden sieht, weiss sie, «Aha, diese Kinder wissen über Pilze Bescheid!». Die Geschichte aus meinem Buch erzähle ich auch auf Pilzausstellungen und sogar auf dem Wochenmarkt an meinem Stand.

Redaktionsleitung: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
Interview, Gestaltung und Umsetzung: Nadja Hillgruber, www.infothek-waldkinder.org
Bildnachweis: Fotografie © Silvana Flüglistaler
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