
Es war dieser besondere Augenblick, als ich Mürbel letzten Winter auf einem Markt entdeckte. Harmonisch in Karamellbraun war ihr Stand dekoriert, vom samtweichen Tischtuch, über die alten Holzschubladen als Dekoration, die Schilder mit dem Logo auf alten gebrauchten Türschindeln und die Ton-in-Ton Eleganz, wie sich das Paar hinter dem Stand kleidete.

Freundlich lächelnd blickten sie mich an. Ich spürte, hier war alles bis ins Detail durchdacht und mit Hingabe präsentiert. Das weckte meine Neugier! Auf dem glänzenden Probierteller lagen appetitlich grosse und kleine braune Würfel in den verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Alpensalz, Chili, Baumnuss, Ingwer, Whisky, Cacao, Vanille und Kaffee. Sie luden ein zum Degustieren. Gespannt probierte ich von diesem braunen Karamell. Was dann geschah war einfach faszinierend! Die Süsse von diesem kleinen Würfel fing an zartschmelzend auf meiner Zunge zu zergehen und verteilte sich langsam in der gesamten Mundhöhle. Der Milchkaramell blätterte fliessend auseinander. Es war ein bezaubernder Wohlgeschmack, den ich so noch nicht erlebt habe. Ich probierte mich durch alle Geschmacksrichtungen. Sonst kenne ich Karamell als eckig und hart im Mund, der zäh an den Zähnen klebt und ich Sorge haben muss, diesen wieder problemlos zu entfernen.
Barbara Meijerink stellt die köstlichen Milchkaramell in ihrer eigenen Manufaktur nur mit besten Zutaten her. Während wir ihr und ihrem Mann Niels über die Schulter schauen durften, erzählt sie uns, dass die Motivation für ihr Mürbel in ihrer Kindheit liegt
Mürbel erinnert an ein Parfait…
Mürbel-Milchkaramell erinnert in seiner Konsistenz eher an ein Parfait, nur dass es nicht kühl ist.

Der Name Parfait, aus dem Französischen kommend für „vollkommen“ und „hervorragend“, bringt es perfekt zum Ausdruck. Bei Mürbel trifft das zweifelsohne zu. Eine vollkommene Geschmackskomposition, die sich aus den sorgsam ausgewählten Zutaten und der hingebungsvollen Zubereitung verbindet. Der Genuss von Mürbel hinterlässt so ein nachhaltiges kulinarischen Erlebnis.
Der Geruch ihrer Kindheit war das Karamell…
Mit Blick auf den Säntis, der an diesem Morgen durch den Föhn zum Greifen nah war, machte ich mich auf den Weg nach Mattwil, um die Manufaktur Mürbel zu erleben. Vor einem 300 Jahre alten Bauernhaus blieb ich stehen. Ein dezenter kleiner Aufkleber mit dem Firmenlogo auf dem Briefkasten zeigte mir, dass ich hier richtig war. Niels Meijerink öffnete mir die Türe und führte mich über knarrende Stufen, dunkle Gänge und Winkel zu seiner Frau Barbara in die Manufaktur.

Die Türe öffnete sich und feiner süsser Geruch stieg mir in die Nase. Barbara stand kopfbedeckt an ihrem Kupferkessel, den sie extra anfertigen liess, und rührte mit dem extralangen Kochlöffel in dem Kessel die hellbraune, dampfende und dickflüssige Masse. Blubbernd stiegen die Blasen auf, die für den köstlichen Duft sorgten. Der Raum in dem wir uns befanden war früher ein Pferdestall. Ihr Vater, der vor 30 Jahren das Bauernhaus gekauft und umgebaut hatte, machte aus dem Stall eine Metzgerei. Heute ist der Raum mit seinen 15qm die ideale Verwendung für die Herstellung ihres Milchkaramells.

Barbara, die durch ihren Vater, italienische Wurzeln von Friaul aus dem Udinesegebiet hat, erinnerte sich, dass der Geruch ihrer Kindheit das Karamell war, welches sie jedes Jahr auf dem Jahrmarkt genascht hatte. Die Kindheitserinnerung war die Motivation für Mürbel, denn nie wieder hatte sie so ein feines Karamell entdeckt, wie damals in ihrer Kindheit. Die prägende Sinneserfahrung liess sie über Jahre hinweg experimentieren, bis sie schliesslich das perfekte Mürbel-Rezept herausgefunden hatte. Der Samen, die Liebe zum Kochen, wurde auch in ihrer Kindheit gesät. Denn, die Eltern hatten das Restaurant Waage gegenüber dem Familien-Bauernhaus. In der ganzen Familie wurde der Funken für Mürbel entfacht. Alle helfen bis zum Versand mit. Ihr Vater sammelt die Nüsse von alten Baumsorten aus der Umgebung und ihre Mutter und der Vater helfen mit das Karamell zu verpacken.
Nur ausgewählte Zutaten werden für die Zubereitung verwendet…
Um die dickflüssige Masse nicht anbrennen zu lassen, braucht es ständige Aufmerksamkeit und Hingabe beim Rühren. Während dessen erzählte Barbara von den feinen Zutaten, die sie aus der Region und in der Schweiz beziehen.Die Milch kommt vom Bauer aus dem Ort, die Butter wird bei der nächsten Käserei geholt, die Nüsse werden von den Bäumen aus der Umgebung eingesammelt. Das Chili Jolokia, die schärfste Chili der Welt, bezieht sie aus Zürich. Davon kommen ein paar Messerspitzen bei der Geschmacksrichtung Chili hinein. Statt Meersalz beziehen sie das Alpensalz aus Bex, das noch nach alter Tradition gewonnen wird. Den bio-zertifizierten Rohrzucker beziehen sie von einer Schweizer Firma. Ausser bei der Geschmacksvariante Whisky haben sie sich für den rauchigen Whisky Talisker aus Schottland entschieden.

Wo findet man Mürbel?
Seit 2015 sind Barbara und Niels auf Märkten, Messen und Ausstellungen unterwegs. Sie schätzen die Begegnungen mit die Menschen sehr, die an ihre Stände kommen. Es entstehen dabei sehr herzliche Gespräche mit schönen Geschichten. Wer von den deliziösen Mürbel probieren will, findet in einigen Städten in der Schweiz Wiederverkäufer, wie z.B. bei LOEB in Bern, die legendäre „Frau Meise“ in Baden, die Mürbel in ihrem Sortiment haben. Über die Grenzen hinaus, gibt es Mürbel auch in dem Delikatessfachgeschäft „Dallmayr“ in München. Das raffinierte Milchkaramell kann auch direkt über die Mürbel-Homepage bestellt werden. Barbara schätzt und pflegt den persönlichen Kontakt zur ihren Kunden und Wiederkäufer sehr. Für sie ist es wichtig, den Bezug zwischen Produkt und Menschen zu verbinden.
Es soll jedoch nicht den Anschein erwecken, Mürbel sei nur im Winter eine köstliche Süssigkeit. Auch im Sommer lässt sich Mürbel geniessen, denn der Vorteil ist, dass der Karamell nicht bei heissen Sommertemperaturen schmilzt, wie das bei Schokolade der Fall ist.
Redaktion: Christoph Lang, Nadja Hillgruber
Gestaltung und Umsetzung, Bildredaktion: Nadja Hillgruber, www.infothek-waldkinder.org
Filmmaterial: Infothek Waldkinder
Bildnachweis: Fotografie © Infothek Waldkinder
